Europas historische Substanz

Ein Marktüberblick abseits ausgetretener Pfade für 2025

Historische Immobilien folgen eigenen Regeln. Außerhalb etablierter Lagen bestimmen Substanz, Zustand und Nutzungspotenzial den Wert – nicht standardisierte Quadratmeterpreise. Das schafft Spielraum für Käufer, die genau hinsehen.

In Teilen Deutschlands und Polens zeigt sich eine gemeinsame kulturelle Immobilienlandschaft: Der deutsche wie polnische Adel hinterließ Herrensitze und Schlossanlagen zwischen Elbe, Oder und Weichsel. Viele davon standen jahrzehntelang leer, einige sind inzwischen restauriert, andere warten noch auf ihre Zukunft.

Tschechien, bekannt für seinen opulenten böhmischen Barock kennt keine Zurückhaltung – weder in der Architektur noch in der Raumhöhe. Die Slowakei, einst östliche Provinz der Habsburgermonarchie, verbirgt kleinere Schlossanlagen, die sich dem schnellen Blick entziehen.

Österreich pflegt seine Tradition mit alpiner Gründlichkeit. Zwischen Wien und Salzkammergut stehen Ansitze und Schlösser, die von jahrhundertealter Verwaltung zeugen. Die Preise reflektieren Lage und Erhaltungszustand – Kompromisse sind selten.

Die Schweiz bietet historische Substanz in allen Landesteilen: von Tessiner Patrizierhäusern über Bündner Herrenhäuser bis zu Waadtländer Schlössern am Genfer See. Der Markt ist diskret, die Objekte meist in makellosem Zustand. Das hat seinen Preis.

Ungarn überrascht mit barocker Fülle. Außerhalb Budapests stehen Kastélyok – Landgüter des ungarischen Adels – die langsam wieder entdeckt werden. Die Restaurierungsqualität variiert erheblich, die Preisspanne ebenso.

In den Niederlanden prägen gepflegte und bewirtschaftete Landgüter die ländlichen Regionen. Repräsentative Stadthäuser mit geschwungenen Giebeln (Herenhuis) bestimmen den urbanen Raum. Die niederländische Baukultur entwickelte eigene Strömungen – etwa den niederländischen Barock, erkennbar an feinen Nuancen in Proportionen und Fassadendetails.

In Belgien pflegt man seine Schlösser mit flämischer Gründlichkeit. Frankreich versteht sich auf Repräsentation. Loire-Châteaux mit Mansarddächern und Spiegelgalerien, Maisons de Maître in Bordeaux mit schmiedeeisernen Balkonen, normannische Manoirs mit Colombage-Fachwerk, provenzalische Bastides und städtische Hôtel particuliers – der französische Markt kennt seine Codes.

Die baltischen Staaten – Estland, Lettland und Litauen – bergen ein oft übersehenes Erbe. Deutschbaltische Gutshöfe und Herrenhäuser durchziehen das Baltikum. Der Markt bietet Vorteile: Weniger Wettbewerb, Raum für Verhandlungen, sehr gute Förderprogramme und eine ausgeprägte Willkommenskultur.

Spaniens historische Immobilienlandschaft ist vielfältig und facettenreich. Jenseits von Costa und Mallorca sortiert der Markt, was Authentizität bedeutet und was bloße Kulisse ist. Von Galicien mit seinen Pazos und Granitmauern über Kastilien mit herrschaftlichen Stadthäusern und Familienwappen bis nach Katalonien und Andalusien, wo Wehrhaftigkeit und Größe auf mediterrane Leichtigkeit treffen, reicht das Spektrum historischer Immobilien.

Portugal erlebt seinen zweiten Frühling. Die Quintas im Alentejo und Douro-Tal ziehen Käufer an, die es ruhig mögen und Azulejo-Fliesen zu schätzen wissen. Die Preise steigen, bleiben aber unterhalb der iberischen Nachbarn.

Italien ist Referenzmarkt für historische Immobilien. Die Toskana mit ihren Zypressenalleen hat sich längst zur Marke entwickelt – mit entsprechenden Preisen. Umbrien gibt sich bescheidener, Apulien erlebt mit seinen Trulli und Masserie eine Transformation vom Zweckbau zum Boutique-Objekt. Sizilien vereint normannische Paläste, barocke Stadthäuser und Liberty-Villen.

Das Vereinigte Königreich setzt eigene Maßstäbe. Schottische Tower Houses, walisische Manor Houses, englische Country Estates – das Spektrum ist breit, die Erhaltungspflichten streng, die Heritage-Auflagen präzise. Listed Buildings verlangen Respekt vor der Substanz und Geduld mit den Behörden. Der britische Markt ist etabliert und kennt seine Spielregeln.

Historische Immobilien stehen für Zeit – die brauchen Käufer und Verkäufer gleichermaßen. Nicht jedes Land zeigt seine Möglichkeiten sofort, nicht jeder Markt ist transparent. Wer sich intensiv damit beschäftigt, entdeckt Substanz.

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