Regional arkitekturstil Bilder Vis info

Während der Historismus die großen Stile vergangener Epochen zitierte und der Jugendstil in organischen Linien den Aufbruch ins Neue suchte, blieb der Heimatstil bewusst geerdet. Entstanden um 1900, als Antwort auf Industrialisierung und städtische Anonymität, feierte er die Rückkehr zu regionaler Baukultur und handwerklicher Tradition.

Typisch sind Natursteinmauern, Schindeldächer, sichtbares Fachwerk, geschnitzte Holzelemente und asymmetrische Fassaden – eine detailverliebte Architektur mit regional typischen Bauformen, die sich nicht aufdrängt, sondern selbstverständlich in die Landschaft einfügt. Mit seiner Vielfalt an regionalen Ausprägungen und seinem Fokus auf Handwerkskunst und Authentizität erlebte der Heimatstil in vielen Teilen der Welt eine blühende Ära.

In Deutschland fand er insbesondere im Süden und Westen weite Verbreitung. Die Bauten spiegelten ein Idealbild von Heimat und Verbundenheit mit der Natur wider. Typisch für deutsche Heimatstil-Architektur sind Fachwerk, Satteldächer, aber auch verschieferte Fassaden und verziertes Holz.

Auch Österreich schloss sich dem Trend an. In alpenländischen Regionen verband der Heimatstil romantische Vorstellungen vom einfachen Leben mit den Formen traditioneller Bergbauernhäuser. In der Schweiz entstand der Chalet-Stil oder Schweizerstil: mit weit überstehenden Dächern, geschnitzten Balkonen und dominanter Holzbauweise wurde er zum Inbegriff gemütlicher Landarchitektur – weit über die Alpen hinaus.

Im Zentrum und im Osten Polens entwickelte sich der Styl dworkowy, der von den Herrenhäusern des Adels (Dworek) inspiriert wurde. Sie zelebrierten nationale Identität und bäuerliche Wurzeln zugleich – oft mit einer fast poetischen Anmutung.

Frankreich setzte mit dem Régionalisme auf die Vielfalt lokaler Bautraditionen, von den Fachwerkhäusern der Normandie bis zu den massiven Steingebäuden der Bretagne. Oft verband sich diese Rückbesinnung auf das Lokale mit den floralen Schwüngen des Art Nouveau.

Großbritannien prägte das Arts and Crafts Movement: handwerkliche Perfektion, schlichte Schönheit und Naturverbundenheit standen hier im Mittelpunkt. In Skandinavien entstand zeitgleich die kraftvolle Nationalromantik, die alte Holzbauten, mittelalterliche Formen und Naturmaterialien neu interpretierte.

Selbst in Spanien, besonders in Katalonien, zeigte sich dieser Trend: Der Modernisme rural verknüpfte volkstümliche Bautraditionen mit den verspielten Linien des Jugendstils. In den USA schließlich erinnerten der Shingle Style und das Colonial Revival an frühe Bauweisen und setzten auf natürliche Materialien und schlichte Formen.

Während der Heimatstil in der Fachwelt manchmal als „naiv“, „stark romantisiert“ und „unsauber“ belächelt wird, wird er andererseits gerade wegen dieser Eigenheiten geschätzt. Viele Architekten, die zu jener Zeit tätig waren, waren nicht akademisch ausgebildet oder erlangten keine große überregionale Bekanntheit. Dies führte oft zu Entwürfen, die einerseits stimmig, andererseits aber auch unbeholfen oder schematisch wirkten. Gerade dieser Umstand macht den Heimatstil jedoch charmant und verleiht ihm seinen einzigartigen Charakter. Viele Eigentümer solcher Denkmäler lieben gerade diese warme, unperfekte Ausstrahlung.

Die nachfolgenden Immobilien zeigen auf individuelle Weise die Einflüsse dieser regionalen Architekturrichtung, die in verschiedenen Ländern unterschiedlich zum Tragen kamen.