Mecklenburg-Vorpommern Neogotik Fotos Info anzeigen

Die Neogotik, die im späten 18. und 19. Jahrhundert aufkam, brachte den mittelalterlichen Stil zurück und begeisterte durch ihre monumentale Ausdruckskraft und dramatische Ästhetik. Als Reaktion auf den Klassizismus und die Industrialisierung strebte die Neogotik eine Rückkehr zu den gotischen Formen der Kathedralen und Burgen an, kombiniert mit den technischen Möglichkeiten der Moderne.

Charakteristisch für die Neogotik sind filigrane Fensterrosetten, kunstvolle Maßwerkfassaden und Zinnen, die dem Gebäude eine erhabene, fast mystische Ausstrahlung verleihen. Die Neogotik prägte vor allem Schlösser, Herrenhäuser und öffentliche Gebäude, in denen sie den Wunsch nach Exklusivität und Romantik verkörperte.

Ein herausragendes Beispiel für neogotische Architektur in Deutschland ist das Schloss Hohenzollern, das von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen initiiert und von Friedrich August Stüler sowie Leo von Klenze gestaltet wurde. Im alten Preußen war die Neogotik weit verbreitet. Typisch für diese Epoche waren monumentale Klinkerbauten mit asymmetrischen Grundrissen, wuchtigen Baukörpern und markanten Turmanbauten – viele dieser Herrenhäuser sind noch heute besonders in Ostdeutschland und den westlichen Regionen Polens erhalten.

Auch außerhalb Deutschlands und in anderen Teilen Europas wurden bemerkenswerte neogotische Schlösser errichtet. Ein Paradebeispiel für die Verbreitung des Neogotik-Stils im damaligen Böhmen ist das Schloss Frauenberg (Zámek Hluboká nad Vltavou) in Tschechien. In Italien wiederum findet man mit dem Castello di Miramare ein weiteres Beispiel für ein Schloss, das von der Neogotik beeinflusst wurde.

In Großbritannien und den USA wurde die neogotische Architektur als Gothic Revival bekannt und hatte großen Einfluss auf die Gestaltung öffentlicher und religiöser Gebäude. Daneben entwickelte sich in Großbritannien mit der Tudorgotik bzw. Tudor Revival eine spezielle Variante des Gothic Revival, die sich durch Fachwerk, breite Fenster mit flachen Spitzbögen (Tudorbögen) und dekorative Schornsteine auszeichnete.

Die Neogotik hinterließ deutliche Spuren im Historismus und spaltet heute Kunsthistoriker sowie Liebhaber historischer Immobilien: Kritiker sehen sie als überladen, verspielt, historisch unecht oder gar als romantisierenden Kitsch, für andere ist die Neogotik fast ikonisch und traumhaft und steht häufig sinnbildlich für das typische Märchenschloss.