Castelo da D. Chica in Palmeira

Castelo da D. Chica, Palmeira

Portugal, Braga, Palmeira: Villa von 1915 im eklektizistisch-neoromantischen Stil

Türmchen, Zinnen und Spitzbögen zeichnen sich silhouettenhaft aus dichtem, üppigem Grün ab. Doch die urbane Lage und der Blick aus nächster Nähe machen deutlich: Das „Castelo de Dona Chica“ ist kein mittelalterliches Relikt, sondern ein exzentrisches Werk des frühen 20. Jahrhunderts – entworfen vom schweizerisch-portugiesischen Architekten Ernesto Korrodi, der mit diesem Projekt ein persönliches Repräsentationsdenkmal verwirklichte.

Die als Schloss bezeichnete Villa wurde 1915 als Landsitz für das Ehepaar J. Ferreira do Rego und Francisca Peixoto Rego geplant. Korrodi entwarf sie im Geist der sogenannten Habitação Nobre de Província – einer Architekturrichtung, die bürgerlichen Auftraggebern repräsentative, historisierende Wohnhäuser in ländlicher Umgebung bieten sollte. Eine noble Provinzresidenz, die mittelalterliche und romantische Elemente mit modernem Komfort verband – ein Ideal, das sowohl Bodenständigkeit als auch Weltgewandtheit ausdrückte.

Stilistisch verschmolz Korrodi Einflüsse aus Romanik, Gotik, Renaissance und Jugendstil – und fügte sie zu einer wilden, eklektischen Komposition zusammen, die dennoch seine unverwechselbare Handschrift trägt. Besonders auffällig ist die Anlehnung an die „Capela do Fundador“ im Kloster von Batalha („Mosteiro da Batalha“), einem der großen Meisterwerke der portugiesischen Spätgotik. Obwohl das Schloss nie vollständig fertiggestellt wurde – die Arbeiten endeten 1919 – blieb die ursprüngliche Vision erkennbar. Auch wenn einzelne Bauteile vom Originalentwurf abweichen, ist das Gebäude ein bemerkenswertes Zeugnis von Korrodis kreativem Schaffen.

In den vergangenen Jahrzehnten geriet die Immobilie immer wieder in juristische Auseinandersetzungen, die seine Erhaltung erschwerten. Seit 2023 gibt es nun eine genehmigte Projektidee als Boutique-Hotel – und damit könnte das Castelo de Dona Chica mehr als ein Jahrhundert nach seiner Entstehung endlich das werden, was es immer sein sollte: ein lebendiger Ort zwischen Vergangenheit und Zukunft, der nicht nur bewahrt, sondern auch neu erzählt wird.